19 Feb Unnötiges Gesetz gegen „Killerspiele“ – Arbeitsplätze und Spitzentechnologie gefährdet
Der von Bayern eingebrachte und von Niedersachsen unterstützte Antrag auf
Verschärfung des Jugendschutzgesetzes stößt auf heftige Kritik. Viele Wissenschaftler und Politiker sind der Meinung, dass zusätzliche gesetzliche Regelungen unnötig sind, bestehendes Recht könnte konsequenter angewendet werden.
Jetzt reden Spielehersteller offen über Verlagerung Ihrer Firmen ins Ausland, sollte es ein zusätzliches Gesetz gegen Spiele mit Gewalt geben. Die Firmen sind momentan sehr verunsichert – besonders da nie klar sein könne, wo die Grenze zu ziehen sei. Der Geschäftsführer des Bundesverbandes interaktive
Unterhaltungssoftware, Olaf Wolters gegenüber dem Tagesspiegel: „selbst die Moorhuhn-Jagd ist gewalthaltig“. Wo zieht man also die Grenze was illegal ist und was nicht?
Einige Firmen – z.B. die mit Ihrem Produkt „Crysis“ im Bereich 3D-Ego-Shooter weltweit führende Firma Crytek – drohen inzwischen offen damit Deutschland zu verlassen. Dabei sollte man bedenken, dass seit einiger Zeit mit Video- und Computerspielen weltweit mehr Geld verdient wird als in anderen Branchen der Unterhaltungsindustrie (Kino, Video, DVD, usw.).
Abgesehen davon sind gerade Computerspiele große Triebfedern des Fortschritts im Hard- und Softwarebereich, da sie ständig vorhandene Mittel ausschöpfen und neue Leistungsrekorde verlangen. In Deutschland alleine gibt es über 20 Mio. Computerspieler, die für ihre neusten Spiele ständig nach neuer Hard- und Software verlangen. Gerade im Bereich 3D-Darstellung sind die neusten Grafikkarten schon nach etwa 6 Monaten „veraltet“ und Computerspieler sind bereit sehr viel Geld für dieses Hobby auszugeben. Zudem werden Computerspieler, z.B. im Umstrittenen Spiel Half Life bzw. Counterstrike gerade auch als neue Zielgruppe für neue Werbeformen („in-game ads“) entdeckt.
Abgesehen von der wirtschaftlichen Bedeutung beeinflussen sich besonders im Bereich 3D-Technologien Unterhaltung, Wissenschaft und Technik gegenseitig. Mit der gleichen Technologie, die den Kern von sog. „Killerspielen“ bilden, können z.B. auch sofort neue Autos in einer täuschend echten 3D-Umgebung ausgiebig betrachtet und getestet werden – Monate bevor es einen ersten realen Prototypen geben kann.
Aus diesen und anderen Gründen stellen viele Wissenschaftler, Politiker und Verbände die Frage: Lohnt es sich, dies alles zu gefährden, nur um den „populistischen und wenig effektiven“ Gesetzentwurf umzusetzen. Abgesehen davon das es für Jugendliche ohne Kontrolle der Eltern ein leichtes sein wird, „Killerspiele“ aus dem Ausland und dem Internet zu beziehen müssen sich die Initiatoren des neuen Gesetzentwurfs fragen lassen, warum Sie nicht auch schärfer gegen Alkohol, Zigaretten, andere Drogen, Waffen, Straßenverkehr und Luftverschmutzung vorgehen. Anders als Videos und „Killerspiele“ sind dies direkte und eindeutig belegte Ursachen für viele Todesfälle.
Übrigens hat sich jetzt auch der deutsche Kulturrat zu Wort gemeldet, der zu bedenken gab, dass die Freiheit der Kunst auch für Computerspiele gelten
müsse.
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